Denkanstösse…

… gibt uns das Leben immer wieder. Manchmal unerwartet und mit einem gewissen Überraschungseffekt. Einen solchen durfte ich im Zusammenhang mit der Papstwahl erleben und möchte ihn mit Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, teilen.

Autor

Johannes Diederen

Juni 2025

Schweizerische Kirchenmusikwochen

Als Robert Francis Prevost am 8. Mai zum Papst gewählt wurde und sich den Namen Leo XIV gab, fiel der Blick natürlich auch auf die Vorgänger gleichen Namens im Amt. Mir stach dabei die Tatsache in die Augen, dass Leo I, genannt «der Grosse» (Papst von 440 – 461), als Patron der Sänger, Musiker und Organisten bezeichnet wird. Das weckte meine Neugier, hielt ich doch immer die Heilige Caecilia für DIE Patronin der (Kirchen)Musik. Weitere Nachforschung führte zur Überraschung, dass gleich ein zweiter Papst Leo, nämlich der Neunte, ebenfalls als Patron der Musiker gilt. Und jetzt kommt die nächste Überraschung: in keinem der etablierten Lexika, die den beiden Leos dieses Attribut gibt, finden sich schlüssige Erklärungen dafür.

KI befragt kommt die lapidare Antwort: «Papst Leo der Grosse ist kein Patron der Musiker.»

Was stimmt denn nun..?

Dieser Frage, um es auf eine allgemeine Ebene zu bringen, sehen wir uns in der heutigen Welt je länger, je mehr ausgesetzt. Welcher Information können wir trauen? Welche Information können wir überprüfen? Und welche Information können wir guten Gewissens weiter teilen?

Uns Christen steht dabei ein Ratgeber zur Verfügung, der auch einer zunehmend säkularen Gesellschaft, in der laut Umfragen nur noch ein Viertel der Bevölkerung die Bedeutung von Pfingsten kennt, geschwiege denn feiert, immer noch hochaktuelle und wichtige Leitlinien geben kann.

Die sieben Gaben des Heiligen Geistes

Wenn wir die Tugenden, die wir als die Gaben des Heiligen Geistes bezeichnen, bei unseren Gedanken und Taten beherzigen, so haben wir Filterkriterien und Hilfen, unsere Entscheidungen selbst zu treffen.

Aus Weisheit, Rat und Stärke resultiert die Gelassenheit, nicht jeder Meinung, jeder Strömung nachzugeben. Verstand bzw. Einsicht sowie Erkenntnis bzw. Wissenschaft lassen uns Informationen prüfen und uns eine eigene Meinung bilden. Frömmigkeit und Gottesfurcht schliesslich geben uns die Liebe und Geduld, gegensätzliche Meinungen tolerieren zu können und für die Gemeinschaft eine lebenswerte Grundlage zu schaffen.

Weisheit, Verstand, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht spricht für mich auch aus dem Denkanstoss, den die Theologin und Ordensfrau Martha Zechmeister CJ aus El Salvador an den neuen Papst schreibt.

Lesen Sie den Brief gerne hier.

Wertvolle und wichtige Denkanstösse für den Bereich Kirchenmusik finden sich in der lesenswerten Resolution «Kirchenmusik als Chance für Gesellschaft, Kultur und Kirche», die der Deutsche Musikrat im Jahr 2022 veröffentlicht hat und dort 10 Impulse und Forderungen für eine lebendige Kirchenmusikpraxis formuliert.

Die drei Siebe des Sokrates

Ein kurzer Blick auf die drei Siebe des Sokrates soll die Gedankenanstösse beschliessen:

Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit.
Haben wir überprüft, ob das, was wir verbreiten wollen, wahr ist?

Das zweite Sieb ist das Sieb der Güte.
Wenn es schon nicht unbedingt wahr ist, was wir erzählen wollen, ist es wenigstens gut?

Das dritte Sieb ist die Frage, ob es notwendig ist, zu erzählen, was man im Sinn hatte und was durch die ersten beiden Siebe nicht hindurchgegangen ist.

Lassen wir uns durch den Heiligen Geist und den Menschenverstand leiten, unser eigenes Denken und Handeln immer wieder zu hinterfragen und nach dem Guten auszurichten.

Das wünsche ich uns allen

Ihr Johannes Diederen

indual

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